Huawei P40 Lite im Test
Mehr zum Thema: HuaweiHuaweis P40 Lite bietet für 300 Euro ziemlich viel Dampf unter der Haube und eine sehr gute Kamera. Kann man da über die fehlenden Google-Dienste hinwegsehen? Lesen Sie unseren Test hierzu.

Huaweis Einsteigermodell der P40-Reihe schlägt optisch eine leicht andere Richtung ein, als das Top-Lineup P40 Pro und P40. So ist beim P40 Lite das Kameraquartett auf der Rückseite quadratisch statt rechteckig eingefasst.Insgesamt erinnert uns das Phone eher an das Nova 5T. In einem sind si...
Huaweis Einsteigermodell der P40-Reihe schlägt optisch eine leicht andere Richtung ein, als das Top-Lineup P40 Pro und P40. So ist beim P40 Lite das Kameraquartett auf der Rückseite quadratisch statt rechteckig eingefasst.
Insgesamt erinnert uns das Phone eher an das Nova 5T. In einem sind sich jedoch alle drei P40-Modelle gleich: Google-Dienste und den Google Play Store sucht man durch das US-Embargo vergebens. Eine schwere Bürde.
Schick, aber haptisches Mittelmaß
Für 299 Euro bekommt man jedenfalls ein schickes Smartphone. Das satte Grün unseres Testgerätes hat uns sehr gut gefallen und glänzt je nach Lichteinfall leicht metallisch.
Haptisch könnte das P40 Lite noch etwas besser sein, denn eine Glasrückseite steht nicht auf der Habenseite. Hier muss man sich mit kratzempfindlicherem Kunststoff begnügen.
Einen Vorteil hat die Materialwahl: Das P40 Lite ist mit 185 Gramm vergleichsweise leicht. Gut gefallen hat uns auch der matte Gehäuserahmen in Gerätefarbe, durch den das Phone griffig in der Hand liegt.
Er beherbergt auf der rechten Seite und für den Daumen gut erreichbar einen Fingerprintsensor, der gleichzeitig als Powerknopf dient. Wie von Huawei gewohnt, funktioniert dieser extrem fix und zuverlässig.

Für den Preis sehr leistungsstark
Standardkost ist hingegen das Display, das mit 6,4 Zoll genauso groß ist wie beim Samsung Galaxy A51 – ebenfalls ein Mittelklasse-Phone. Das Gehäuse des P40 Lite ist allerdings um zwei Zentimeter breiter und etwas Dicker, was per se nicht schlimm ist.
Ins Auge sticht jedoch der im Vergleich relativ breite Displayrand unten und die Frontkamera in der oberen Displayecke. Diese löst mit rund 16 Megapixeln auf und knipst detailreiche und kontraststarke Selfies. Mit einer Auflösung von 1080 x 2310 Pixeln bewegt sich das LCD im üblichen Rahmen. Seine Farben sind knackig und manchem vielleicht zu bunt.
In den Einstellungen lässt sich die Sättigung aber anpassen. Durch die für ein LCD in dieser Preisklasse unterdurchschnittlich niedrige Helligkeit von 338 cd/m2 hat man im Freien bei Sonnenschein leider echte Schwierigkeiten beim Ablesen.
Überdurchschnittliches gibt es in Sachen Leistung zu berichten. Huawei verbaut mit dem hauseigenen Kirin 810 einen Chip der oberen Mittelklasse und großzügige 6 GB Arbeitsspeicher. Bedenkt man den Preis des P40 Lite, ist die Systemleistung somit auf ziemlich hohem Niveau.
Laut Benchmark kommt sie an Qualcomms Top-Chip aus 2018, den Snapdragon 845, heran und ist in etwa vergleichbar mit Samsungs Galaxy S10. Damit übertrumpft das Phone leistungstechnisch andere Geräte der oberen Mittelklasse wie Oppos Reno 2 oder Xiaomis Mi Note 10. Auch die Mittelklässler Galaxy A51 und A71 von Samsung sehen dagegen alt aus.
Die Konnektivität ist erwartungsgemäß: So ist das P40 Lite Dual-SIM fähig, der Speicher lässt sich ebenfalls erweitern. Huawei setzt auf den proprietären Nano-Memory- Standard, bei dem die Speicherkarte die Form einer Nano-SIM hat. Leider ist eine derartige Speichererweiterung um einiges teurer als eine klassische microSD.
Eine Internetverbindung nimmt das P40 Lite daheim per ac-WLAN auf, Bluetooth 5 und NFC sind ebenfalls vorhanden. Letzteres lässt sich allerdings nicht wie üblich zum mobilen Bezahlen nutzen und da kommen wir auch gleich zum größten Knackpunkt des Smartphones.

Die Software ist der Schlüssel
Das P40 Lite läuft zwar mit Android 10, jedoch muss Huawei durch die US-Sanktionen auf Androids Open-Source-Version zurückgreifen, über die Huaweis eigene Benutzeroberfläche EMUI 10 gestülpt ist. Google-Play-Dienste und vorinstallierte Apps wie der Play Store fehlen dem Gerät.
Zwar möchte Huaweis App Gallery den Play Store ersetzen, doch die Auswahl ist hier noch immer nicht vergleichbar. Huawei arbeitet allerdings mit Hochdruck am Ausbau. Hilfreich ist da die neue App-Suche, mit der man Installationsdateien (APKs) von Apps über Spezialseiten oder Amazons Appstore findet.
So kommen WhatsApp oder Spotify dennoch aufs P40 Lite. Bei Google- Apps wird‘s hingegen schwieriger: Für Youtube wird beispielsweise eine Verknüpfung für einen Weblink zum Browser gesetzt, Drive fehlt vollständig, und Maps funktioniert zwar, hat aber öfters Probleme mit der Standortgenauigkeit.
Insgesamt ist das Prozedere umständlich und garantiert keine ebenbürtige Funktionsfähigkeit wie bei einem normalen Android-Phone – gerade, wenn‘s ums mobile Bezahlen und Bankanwendungen geht.

Sehr gute Kamera
Kameraseitig ist man beim P40 Lite gut aufgestellt und wählt beim Knipsen zwischen einem Weitwinkel mit 48 Megapixeln, einem Ultraweitwinkel mit 8 Megapixeln und einer Makrolinse mit 2 Megapixeln. Die vierte Optik sorgt für Tiefeninfos.
In hellen sowie dunklen Umgebungen entstehen mit dem P40 Lite Fotos in sehr guter Qualität, was man lange nicht von allen Phones in dem Preisbereich behaupten kann. Positiv überrascht hat uns auch das beigelegte 40-Watt-Netzteil, das den Akku rasant wieder vollpumpt. So etwas findet man wenn überhaupt nur in der Premiumliga und nicht in der Mittelklasse!
Die im Labor gemessenen 9:13 Stunden Akkulaufzeit bringen einem dann ungefähr zwei Tage Nutzungszeit. Leichte Schwächen haben wir bei den Funkleistungen im LTE- und 3G-Betrieb gemessen. Die Sprachqualität beim Telefonieren ist jedoch gut.
Für den Durchschnittsnutzer, der Google-Apps gewohnt ist, erfordert das P40 Lite eine Umstellung und erhöhten Aufwand. Ob man das bei einem Mittelklasse-Phone möchte, wo doch der Markt viele unkompliziertere Alternativen bereithält, muss jeder für sich entscheiden.