Wenn der VPN-Anbieter trackt

Neben der Sicherheit ist ein zentrales Werbe-Element die Privatsphäre. So wirbt der VPN-Dienst Private Internet Access mit "Nie war Datenschutz so schnell". Cyberghost geht noch eine Stufe weiter und verspricht: "Absolute Privatsphäre auf allen Geräten". Diese Versprechen kann ein VPN jedoch nicht einlösen, denn technisch lässt sich der Datenschutz durch den VPN-Anbieter auf eine Funktion reduzieren: Die eigene IP-Adresse wird hinter der des VPN-Dienstes verborgen.

Damit können die Nutzer ihre IP-Adresse und den ungefähren Standort, der sich aus ihr ableiten lässt, verstecken (Location Privacy) - das war es dann aber eigentlich auch schon. Denn die unzähligen Trackingunternehmen wie Google, Facebook, Admob und viele andere, die uns durch das Internet und die Apps auf unserem Smartphone verfolgen, nutzen dafür kaum unsere IP-Adresse. Vielmehr setzen sie auf Cookies, Fingerprinting und Logins, um uns wieder zu erkennen - und auf Trackingscripts in Webseiten, um unsere Interessen und unser Verhalten zu analysieren.

Das ist übrigens der Grund, warum der Anonymisierungsdienst Tor einen eigenen Browser zur Verfügung stellt und nicht nur eine Software, mit der man sich mit dem Netzwerk verbinden kann: Der Tor-Browser versucht, auf allen Systemen möglichst gleich auszusehen, damit man die Nutzer nicht unterscheiden kann, was neben der ausgefeilteren Technik letztlich für die Anonymität sorgt. Entsprechend kann ein VPN nur ein Baustein für mehr Privatsphäre im Internet sein, es müssen aber viele andere Dinge beachtet werden. Das fängt bei den verwendeten Diensten und damit einem Verzicht auf Google an, geht über diverse Datenschutzeinstellungen im Browser bis hin zu Trackingblockern und werbefreien Pur-Abos.

Privatsphäre mit Google Analytics

Mit der Installation eines VPN gibt es also keine "absolute Privatsphäre", mit der einfach weiter fleißig Google und Facebook genutzt werden können. Im Gegenteil: Viele VPN-Anbieter integrieren sogar genau diese Trackingunternehmen, vor denen man die Privatsphäre doch schützen will, in ihre Webseiten und Apps.

Laut der Datenschutzerklärung von Cyberghost werden Daten für "Kundenanalysen und Betrugsprävention" an Drittanbieter weitergegeben, darunter Google Analytics und Appsflyer. Beide Tracker finden wir auch in einer Analyse der App mit dem Exodus-Privacy-Projekt, das Android-Apps auf Trackingbibliotheken hin untersucht. Wir erinnern uns: Cyberghost bewirbt seine Dienste mit "absoluter Privatsphäre", auf der Info-Seite zu seiner Android-App heißt es markig: "Privatsphäre ist in allem drin, was wir tun - nicht nur in unserer VPN-App für Android."

Auch NordVPN enthält etliche Tracker auf seiner Webseite sowie in der Android-App. Eine Kurzanalyse ergab 2019, dass die App sowohl die eindeutige Werbe-ID, die dem appübergreifenden Tracking dient, als auch die E-Mail-Adresse der Nutzer an eine Trackingfirma übermittelte. An weitere Drittunternehmen wurden unter anderem detaillierte Informationen zum Gerät bis hin zum Akkustand sowie der Mobilfunkanbieter weitergegeben.

Auch viele andere Webseiten und die Android-Apps von VPN-Anbietern verwenden Trackingdienste, darunter fast immer Google Analytics. Darunter befinden sich neben Cyberghost und NordVPN auch die häufig von VPN-Testseiten empfohlenen Anbieter Expressvpn, Surfshark, Ipvanish und Hidemyass. Bei dem VPN-Anbieter Private Internet Access (PIA) finden wir zwar Tracker auf der Webseite, die App ist jedoch trackerfrei. Nicht selten sind die Tracker auch auf den Bezahlseiten, wo meist eine E-Mail-Adresse und Zahlungsdaten angegeben werden müssen.

Es lässt einen schon verwundert zurück, wenn Dienste und Anwendungen, die eigentlich die Privatsphäre schützen sollen und damit sogar in übertriebenem Maße offensiv werben, gleichzeitig Trackingdienste von Google und Co. in ihre Webseiten und Apps einsetzen. Damit haben sich die genannten Anbieter für uns erledigt - für Privatsphäre und Sicherheit sind sie nicht zu gebrauchen. Dabei sind teilweise nicht nur die Dienste, sondern auch die Betreiber selbst mit Vorsicht zu genießen.

 Nordvpn, Expressvpn, Mullvad & Co: Die Qual der VPN-WahlVPN-Anbieter mit Gruselfaktor 
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CraWler 31. Mai 2022

Dürften noch immer ein wichtiger Grund für VPN sein. Auch wenn das die Anbieter und...

gaym0r 30. Mai 2022

Wird dir leider auch nicht helfen. https://www.amiunique.org/fp

Jominator 23. Mai 2022

War das auch definitiv eine Sendung die sonst nicht empfanbar gewesen wäre? Z. B...

ZweiterUser 23. Mai 2022

Ich bin schon seit 2 Jahren bei NordVPN Kunde. Das milterweile hinzugekommenene Split...


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