Samsung Galaxy Z Flip: Teurer Knicker oder echter Knaller?

Das Samsung Galaxy Z Flip ist nach dem Galaxy Fold bereits Samsungs zweites Smartphone mit einem faltbaren Display. Anders als beim Fold bekommt man hier aber kein größeres Display als für ein Smartphone normal, sondern klappt ein normal großes Smartphone zu einem kompakteren Quader zusammen. Die Frage, die ich mir nun stelle, lautet: Welche Vorteile bietet das Z Flip gegenüber einem normalen Smartphone für ca. 1.070 Euro?

Samsung Galaxy Z Flip

Hat man das Z Flip das erste Mal ausgeklappt in der Hand, fällt auf, dass es für heutige Verhältnisse recht dünn ausfällt (6,9 – 7,2 mm). Dies musste Samsung aber auch erreichen damit es zusammengeklappt nicht zu dick (15,4-17,3mm) wird und noch komfortabel in Hosentaschen passt. Dort fällt zwar auch noch auf, dass es etwas dicker ist als normale Smartphones, anders als diese passt das Z Flip aber zusammengeklappt auch mal wieder in die vorderen Taschen von Frauenjeans.

Galaxy Z Flip bei Samsung

Lässt man die Unterbrechung der Rückseite mal außer Acht, hat man ansonsten ein recht normales Design. Das spiegelnde Glas und der Metallrahmen sind farblich angeglichen und präsentieren sich wahlweise in Mirror Black oder Mirror Purple. Auch das Scharnier mit dem Samsung Schriftzug besteht aus Metall. Ungewöhnlich ist aber, dass in der oberen rechten Ecke der Rückseite noch ein winziges (1,05 Zoll) AMOLED-Display sitzt.

Samsung_Galaxy_Z_Flip_Schanier

Aufgrund der Größe ist die Nützlichkeit dieses Bildschirms aber stark eingeschränkt. So kann es die Uhrzeit, Datum und aktuellen Ladestand anzeigen. Wischt man darauf nach rechts, werden einem auch noch die Icons der Apps angezeigt, von denen man ungelesene Benachrichtigungen hat. Letztlich kann man es auch noch als Mini-Bildsucher für Selfies mit den beiden Kameras auf der Rückseite nutzen. Hier hat das neue Motorola Razr mit seinem im Vergleich riesigen 2,7 Zoll Display ganz klar die Nase vorn.

Samsung Galaxy Z Flip

Galaxy Z Flip bei Samsung

Bei den zwei äußeren Kameras handelt es sich um zwei 12 MP Sensoren, wobei die Hauptkamera wohl die gleiche wie im Galaxy S10 ist. Dementsprechend gut fallen auch die Fotos aus. Kräftige Farben, guter Dynamikumfang und ein starker Kontrast sorgen für den typischen Samsung-Look. Die Aufnahmen mit der Ultraweitwinkelkamera bieten all das auch, sind dabei aber nicht so scharf und gerade zum Rand hin fehlt es an guter Verzerrungskorrektur. Die 10 MP Frontkamera macht insgesamt ebenfalls gute Selfies, noch bessere Selbstportraits sind aber wie gesagt über die Hauptkamera möglich.

Samsung_Galaxy_Z_Flip_Burg Samsung_Galaxy_Z_Flip_Dach Samsung_Galaxy_Z_Flip_Nachtmodus

Die Frontkamera sitzt mittig im Bildschirm, welcher daher den Marketingnamen „Infinity Flex-O Display“ trägt. „Flex“ ist hier das entscheidende Wort, da das Display natürlich flexibel ist und sich falten lässt. Das Display selber misst 6,7 Zoll in der Diagonalen und bietet eine FullHD+ Auflösung. Wie bei Samsung üblich, handelt es sich um ein AMOLED-Panel mit echtem Schwarz und einem top Kontrastverhältnis. Für 2020 fallen die Displayränder allerdings überdurchschnittlich groß aus, was das Z Flip im ausgeklappten Zustand fast etwas altbacken aussehen lässt. Dieser Rand fällt so groß aus, um das anfällige Display zu schützen. Speziell soll er Kunden davon abhalten, einen Teil des Displays abzuziehen, weil sie es für eine Schutzfolie halten, wie es beim ersten Galaxy Fold passiert ist.

Samsung_Galaxy_Z_Flip_Selfies

Und damit sind wir auch schon bei einem der größten Kritikpunkte: die Oberfläche des Displays. Das Display selber macht in der Darstellung nichts verkehrt und bietet die für Samsung typischen kräftigen Farben und eine gute Schärfe. Die oberste Schicht des Displays ist allerdings kein „flexibles Glas“, wie Samsung es groß auf Samsungs Seite heißt, sondern ein Kunststoff-Glas-Gemisch, was dann nur im Kleingedruckten steht.

Samsung Galaxy Z Flip

Dass Kunststoff hier an erster Stelle steht ist kein Zufall. Berührt man nämlich das Display, merkt man sofort, dass es sich nicht so anfühlt wie von einem normalen Smartphone und die Finger nicht ganz so gut darüber gleiten. Man fasst hier nämlich einfach auf Kunststoff und kann dementsprechend schon mit dem eigenen Fingernagel permanente Kratzer hinterlassen. Schlimmer ist da aber einfach der Hosentaschen-Dreck, also kleinste Stein- und Sandkörner. Diese richten auf Dauer wohl den meisten Schaden an und auch unser Modell hat nach nur 2 Wochen schon zwei kleine „Dellen“.

Samsung_Galaxy_Z_Flip_Falte

Man muss mit dem Z Flip also wirklich vorsichtig sein, weshalb Samsung, anders als bei der S20-Reihe, auch direkt ein Case mitliefert. Ich würde hier auch nicht so hart ins Gericht mit dem Kunststoff-Display gehen, wenn man nicht mit faltbarem Glas werben würde. Die ganzen Warnhinweise bekommt man nämlich erst zu Gesicht, wenn man das Smartphone bereits gekauft hat und auspackt. Als Technik-Enthusiast weiß man all das sehr wahrscheinlich schon, kauft man das Z Flip aber einfach, weil es mal etwas Neues und Außergewöhnliches mit faltbarem Glas ist, erlebt man nach ein paar Wochen bzw. Monaten möglicherweise ein böses Erwachen.

Samsung_Galaxy_Z_Flip_Warnungen

Die Display-Falte in der Mitte des Bildschirms ist spür- und, vor allem im ausgeschalteten Zustand, stark sichtbar. Hier muss man aber fairerweise sagen, dass man diese recht schnell vergisst, wenn man gerade auf das Display schaut und sich auf den angezeigten Inhalt und nicht auf das Display selber konzentriert. Leider bietet das faltbare Display im Z Flip kaum wirkliche Vorteile. Einzig die genannte Möglichkeit das Smartphone in kleineren Hosentaschen unterzubringen und der kaum genutzte Flex Mode sind Alleinstellungsmerkmale. Das Galaxy Z Fold 2 erscheint mir mit den stark verbesserten Multitasking-Möglichkeiten da als sinnvollere Umsetzung eines faltbaren Displays.

Aber vielleicht übersehe ich auch noch etwas und das Z Flip 2 kann mich eines Besseren Belehren. Man darf nämlich nicht vergessen, dass es sich hier um ein Produkt der ersten Generation handelt. Und Samsung hat mit dem Z Fold 2 gezeigt, dass sie eine erste Generation in allen Belangen verbessern können. Insgesamt ist das Samsung Galaxy Z Flip ein gutes Smartphone mit guter Kamera, gutem Display, sehr schlechter Display-Oberfläche, guter Performance, solider Akkulaufzeit und einem noch nicht ausgereiften Konzept für aktuell ca. 1.070€. Wer also nicht unbedingt sofort ein kleines Smartphone für kleine Hosentaschen benötigt, sollte lieber auf die zweite Generation warten, oder sich für weniger Geld ein S20 holen, welches in allen Belangen das bessere Smartphone ist.

Technische Daten des Samsung Galaxy Z Flip

Technische Daten des Samsung Galaxy Z Flip

Galaxy Z Flip bei Samsung

Wie seht ihr das Samsung Galaxy Z Flip – interessantes Smartphone oder überteuertes Konzept?

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