E-Tretroller Segway ES2 im Test: viel Spaß, keine Zulassung
Der Segway Kickscooter ES2 ist ein Tretroller mit elektrischer Unterstützung. Er erreicht eine Spitzengeschwindigkeit von bis zu 27 km/h und lässt sich bequem an der Steckdose aufladen. Wie praxistauglich der Kickscooter ES2 ist, verrät der Testbericht von TechStage.
Der Hersteller Ninebot liefert den Kickscooter ES2 in einer großen Verpackung. Darin befindet sich der Roller in ein paar Einzelteilen; außerdem gibt es ein Netzteil zum Laden des Akkus. Darüber hinaus liegen vier Inbusschrauben samt Innensechskantschlüssel bei. Mit Letzterem befestigt der Nutzer den Lenker an die Lenkstange. Im Test hat das Zusammenbauen keine drei Minuten gedauert.
Akkus, Bremsen, Kabel und Lichter waren bereits installiert. Der Tretroller kommt quasi fahrbereit zum Kunden.
Der Kickscooter ES2 ist ausgezeichnet. Die einzelnen Teile sind fest miteinander verschraubt und vermitteln einen soliden Eindruck. Auch beim Fahren bekommt der Fahrer ein sicheres Gefühl und steht fest auf dem 50 cm langen und 15 cm breiten Trittbrett.
Alle Kontaktflächen hat der Hersteller mit rutschfestem Kunststoff für einen guten Halt überzogen. Die Stehfläche besitzt grobe Gumminoppen. Bei den Griffen links und rechts am Lenker kommt ebenfalls eine geriffelte Oberfläche zum Einsatz. Auch Gas und Bremse, die der Nutzer mit seinen Daumen betätigt, kleiden sich teilweise mit weichem Gummi.
Der Rahmen des E-Tretrollers ist überwiegend aus Metall gefertigt, der Rest ist Kunststoff. Das Gesamtgewicht beträgt 12,5 kg. Am einfachsten lässt sich der Kickscooter ES2 im zusammengeklappten Zustand transportieren. Hierzu verbindet sich der Lenker über ein Klicksystem mit der Kappe des Hinterrades. Der Mechanismus zum Zusammenfalten braucht nur einen Knopf und sitzt zwischen Lenkstange und Trittbrett. Beim Auseinanderklappen rasten die Bauelemente ineinander ein, um die beweglichen Teile festzustellen. Da der Knopf zum Lösen der Sperre nicht abgedeckt ist, besteht die Gefahr, dass man während der Fahrt versehentlich mit dem Fuß drauf kommt. Immerhin ist dafür viel Kraft nötig, aber eine sicherere Lösung hätte uns besser gefallen.
Der Kickscooter ES2 hat auf der linken Seite eine ausfahrbare Seitenstütze.
Der Segway Kickscooter ES2 ist ein E-Tretroller mit Tritt-Unterstützung. Das heißt, erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit durch Beschleunigen per Muskelkraft setzt der Elektromotor ein und schiebt den Nutzer nach vorn. Im Test hat die Motorleistung von 300 Watt ab einer Fahrtgeschwindigkeit von 5 km/h auf das Vorderrad gewirkt. Weiteres manuelles Treten ist nach dem Start der elektrischen Hilfe nicht mehr notwendig; ein Gashahn auf der rechten Seiten bringt den Roller auf eine Spitzengeschwindigkeit von 27 km/h. Offiziell soll der Kickscooter ES2 maximal 25 km/h erreichen.
Das Bremse arbeitet elektrisch und mechanisch: Auf der linken Seite des Lenkers ist ein grauer Hebel für die elektrische Bremse angebracht. Im Test erwies sich diese schwach. Wer stärker verzögern muss, bremst durch das Drücken der Hinterradkappe – wie bei Kickboards aus alten Zeiten; Microscooter lässt grüßen. Der Vorteil der elektrischen Bremse ist die Rekuperation; beim Bremsen wird der Akku wieder aufgeladen.
In der Smartphone-App lässt sich zudem ein Tempomat aktivieren. Hält man den Gashahn länger als fünf Sekunden am Stück gedrückt, hält der ES2 die Geschwindigkeit konstant. Um die vorgegebene Geschwindigkeit zu verlassen, reicht ein kurzes Drücken auf die elektrische Bremse.
Im Gegensatz zum Xiaomi Mijia M365 (Testbericht) besitzt der Kickscooter ES2 ein Display. Der Bildschirm zeigt die wichtigsten Informationen an: Geschwindigkeit, Stand des Akkus in 25-Prozent-Schritten und Fahrmodus. Durch Betätigen der An/Aus-Taste im eingeschalteten Zustand aktiviert sich das Front- und Rücklicht. Drückt man denselben Knopf dreimal hintereinander, wechselt der Kicktscooter ES2 zwischen Eco mit 5, Normal mit 15 und Sport mit 27 km/h. Die Fahrmodi bestimmen zudem die Intensität der Energierückgewinnung: Je höher die Geschwindigkeit, desto stärker arbeitet die Rekuperation.
Der Kickscooter ES2 verfügt über eine Untergrundbeleuchtung. 16 LEDs leuchten in allen Farben und mit Lichteffekten. Über die iPhone - und Android -App bestimmt der Nutzer die Effekte und den Look. Außerdem lässt sich mit der App und der Bluetooth-Verbindung auch die Antidiebstahl-Sperre einlegen. Ist diese einmal aktiviert, gibt der Tretroller ein Handy-lautes Tönen von sich und blockiert zudem die Räder, sofern man versucht, diesen zu bewegen.
Der Kickscooter ES2 fährt sich richtig gut! Er ist ausdauernd, schnell und agil. Vorne und hinten hat er zwar Dämpfer, auf Kopfsteinpflaster hilft das trotzdem wenig. Am besten fährt er sich auf ebener und trockener Fahrbahn. Steigerungen macht er bis zu einem Winkel von 10 Grad mit, ab 11 Grad geht er in die Knie und der Fahrer muss mit Muskelkraft nachhelfen.
Die Vollgummireifen sind unterschiedlich groß: 20 cm vorne und 19,2 hinten. Das Gehäuse und die Elektronik sind zwar nach IP54 staub- und wasserfest zertifiziert, trotzdem empfehlt es sich nicht, bei Regen und nassem Untergrund zu fahren. Zu hoch ist die Gefahr des Wegrutschens.
Der Segway Kickscooter ES2 besitzt keine Straßenzulassung, die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit über 6 km/h macht ihn zulassungspflichtig. Deshalb ist das elektrische Fahren auf Fahrbahnen, Geh- und Radwegen sowie öffentlichen Plätzen nicht erlaubt. Diese Regelung macht dem E-Tretroller eine Strich durch die Rechnung. Damit ist der Kickscooter ES2 so gar nicht praxistauglich, sofern man ihn auf Privat- oder Firmengelände nutzt. Mehr dazu auf heise online: Bundesregierung bereitet Zulassung von Hoverboards und Co. vor
Der festeingebaute Akku im Kickscooter ES2 hat eine Kapazität von 187 Wh und soll laut Hersteller für eine Reichweite bis 25 km reichen. Unter welchen Umständen und Umwelteinflüssen Ninebot den Wert ermittelt hat, ist unklar. Denn Gewicht des Fahrers, Höhenlage, Temperatur, Fahrweise und Beschaffenheit des Untergrunds spielen eine ausschlaggebende Rolle für die Reichweite.
Im Test hat der Kickscooter ES2 auf ebener Strecke eine Distanz von 20,7 km erreicht; dabei wurde durchgehend der Sportmodus mit 27 km/h genutzt. Getestet wurde auf einem abgesperrten Bereich bei sommerlichen 28 Grad Celsius; das Gewicht des Fahrers betrug 90 kg. Die Maximalbelastung liegt übrigens bei 100 kg.
Der Akku benötigt drei Stunden und 56 Minuten für die 100-prozentige Aufladung. Dabei nimmt das Ladegerät eine Leistung von 75 W auf. Bei einem Arbeitspreis von 0,28 Euro kostet eine volle Aufladung weniger als 0,08 Euro. Hochgerechnet auf ein Jahr bei zweimaliger Ladung pro Woche ist der Jahresverbrauch 31,20 kWh, die Stromkosten betragen für das Gerät pro Jahr somit 8,74 Euro.
Der Segway Kickscooter ES2 von Ninebot ist ein kompakter E-Tretroller mit reichlich Leistung. Er ist schnell zusammengefaltet und lässt sich problemlos transportieren oder verstauen. Die verwendeten Materialien und hohe Verarbeitungsqualität sind überzeugend.
Für den Preis von 599 Euro bekommt der Nutzer ein durchdachtes und souveränes E-Fahrzeug, allerdings hat man nur wenig Nutzen davon, da der Kickscooter ES2 legal nicht auf die Straße darf. Für wen ist der Kauf also sinnvoll? Für Fahrer, die den Platz und die Möglichkeit haben, aber keine Mobilitätslösung suchen.